Ich unterstütze das Awarenessteam von Fridays for Future Hamburg.
Dieses Team kümmert sich um die Belange des Wohlbefindens sowohl der Teilnehmer von Veranstaltungen und Demonstrationen, als auch um das Wohlbefinden des Helferteams im Background und auch auf Veranstaltungen und Demonstrationen.
Auf jeder Demonstration befindet sich ein Awarenesszelt, in dem Menschen Hilfe finden können, wenn es ihnen nicht gut geht, z.B. bei gesundheitlichen Problemen, Bedrohungen, Übergriffen etc.. Dieses Zelt ist besetzt mit geschulten Helfern, Psychologen, Ersthelfern, die in Funkverbindung mit Rettungssanitätern und ggf. einem Notarzt stehen.
Ein Teil des Awarenessteams begleitet die Demonstrationen, dabei ist es per Funk miteinander verbunden und kann jederzeit angesprochen und um Hilfe gebeten werden.
Für das Awarenessteam biete ich bei Bedarf regelmäßig Supervision an.
zu den Protesten für mehr Klimaschutz – #Psychologists4Future / #Psychotherapists4Future
„Climate Change is a psychological crisis, whatever else it is” (Poulsen, B., 2018)
Die aktuellen Proteste der Klimabewegung sind konsequent, klar und gut begründet. Eine weiterhin so schnelle Erderwärmung gefährdet unsere natürlichen Lebensgrundlagen sowie unsere körperliche und psychische Unversehrtheit. Sie ist eine existenzielle Bedrohung.
Diverse internationale psychologische und medizinische Fakultäten forschen bereits seit vielen Jahren an den Zusammenhängen zwischen Klimawandel und Psychologie / Psychotherapie. Die American Psychological Association beispielsweise hat bereits 2008 zu diesem Zweck eine entsprechende „Task Force“ gegründet. Als Berufsgruppe sehen wir uns in der Verpflichtung, unser Expertenwissen einzubringen.
Die kollektive Verleugnung steht sowohl individuellem als auch politischem Handeln im Weg. Psychologische Mechanismen, die einer Verhaltensänderung und politischem Handeln entgegenstehen, müssen aufgedeckt, kommuniziert und überwunden werden.
Die Schülerinnen der Fridays-for-Future-Bewegung haben den Mut sich dieser Angst zu stellen und auf Missstände hinzuweisen. Die Gegenwehr auf die Proteste ist psychologisch gut zu verstehen. Daher werden wir, die sich der existenziellen Krise bewusst sind, andere unterstützen, ein individuelles und kollektives Problembewusstsein zu schaffen und auszuhalten.
Was einem Aktiv-Werden im Wege steht, sind oft Gewohnheit und das Gefühl, keinerlei Kontrolle zu haben und nichts bewirken zu können. Wir können den Menschen zu mehr Selbsteffizienz, Handlungskontrolle und Selbstwirksamkeitsgefühlen verhelfen und die Verantwortungsdiffusion reduzieren.
Darauf müssen wir uns als Berufsgruppe vorbereiten. Es kann zu intensiven, als überwältigend erlebten Gefühlen kommen, die in Handlungsunfähigkeit und psychischen Störungen resultieren können.
Ohne ein politisches Einlenken zu mehr Klimaschutz werden in den kommenden Jahren jedoch die Lehren der Umweltpsychologie besondere Brisanz erfahren:
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen ist es unsere Aufgabe die Gesundheit der Menschen zu erhalten und ihnen zu helfen mit Belastungen zurecht zu kommen, Entwicklung zu bahnen und zu fördern. Die Zukunft und das Wohlergehen unserer und zukünftiger Generationen sind bedroht, diese Bedrohung ist ohne politisches Handeln nicht zu überwinden.
Wir alle haben ein Recht auf psychische Gesundheit (Art. 25 Declaration of Human Rights, Art. 12 International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights).
Die Anliegen der demonstrierenden Menschen sind berechtigt und gut begründet.
Sie beruhen auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen (vgl. Scientists4Future). Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus und müssen zeitnah erheblich ausgeweitet werden.
Als Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen unterstreichen wir daher nachdrücklich die Forderungender Fridays-for-Future-Bewegung nach einem schnellen und konsequenten Handeln und einem grundsätzlichen klimapolitischen und gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Die Ziele des Pariser Abkommens müssen eingehalten werden.
Wir nehmen unsere persönliche und professionelle Verantwortung wahr, wollen den Druck auf die Entscheidungsträger*innen erhöhen und sie zum schnellen Handeln bewegen.
Bisher haben 1062 Psychologen und Psychotherapeuten aus 16 Ländern die Stellungnahme unterzeichnet.
(Stand: 04.06.2019, 22:00 Uhr)